„Die heutige Reina Sofía-Bibliothek befindet sich in einem ehemaligen Gefängnis. Es handelte sich aber nicht um irgendein Gefängnis, sondern um das Gefängnis des Obersten Gerichtshofs der Real Chancillería, der von den Katholischen Königen gegründet wurde. Es war allerdings nicht das einzige Gefängnis in Valladolid, denn es gab auch ein Stadtgefängnis, ein Inquisitionsgefängnis und ein Universitätsgefängnis. Im Chancillería-Gefängnis wurden Männer inhaftiert, die Schulden hatten. Sie mussten in Haft bleiben, bis sie ihre Schulden beglichen hatten, bis ein Gerichtsurteil gegen sie erging oder bis sie in Ketten zu den Galeeren oder in die Gefängnisse Nordafrikas gebracht wurden. Für Frauen hingegen war es ein Ort, an dem sie ihre gerichtliche Strafe verbüßen mussten, und der für sie reservierte Bereich wurde als „Galera” (Galeere) bezeichnet.
Das Gefängnis existierte so lange wie das zugehörige Gericht, das erst 1834 mit der Einrichtung der Gerichtsbezirke und der Auflösung des Justizapparats des Ancien Régime unwiderruflich geschlossen wurde.“
Margarita Torremocha Hernández
Professorin der Universität Valladolid
Abteilung für Geschichte der Neuzeit, Zeitgenössische Geschichte und Geschichte von Amerika, Journalismus und Audiovisuelle Kommunikation

La Gran Redada (die große Razzia) war der Versuch, die in Spanien lebenden Gitanos zu vertreiben und auszurotten. Die Verfolgung begann am 31. Juli 1749.
Die aufgegriffenen Personen wurden im Chancillería-Gefängnis, dem Gebäude der heutigen Reina Sofía-Bibliothek, inhaftiert.
Am 30. Juli 2021 ließ die Stadtverwaltung von Valladolid an der Fassade des Gebäudes eine Gedenktafel anbringen, die an die Verfolgten erinnern soll.
An der Gedenkfeier nahmen der Oberbürgermeister von Valladolid, der Rektor der Universität und die Vertreter:innen von vier Organisationen der verfolgten Bevölkerungsgruppe sowie weitere Mitglieder der Stadtverwaltung und der Universität teil.

Weitere Informationen über die historischen Ereignisse und Bibliografie:
Am 27. März 2023 ließ die Stadtverwaltung von Valladolid an der Fassade des Chancillería-Gefängnisses, heute Reina Sofía-Bibliothek, eine Gedanktafel zu Ehren der während des Spanischen Bürgerkriegs und der Franco-Diktatur verfolgten Frauen anbringen.
Bei der Gedenkfeier sprachen die Historikerin und Forscherin der Fundación Jesús Pereda der Gewerkschaft CCOO CyL, María Jesús Izquierdo, sowie Saturnino de la Torre, Enkel einer der verfolgten Frauen, sowie Eloisa de Castro und der Oberbürgermeister von Valladolid.
Die Rede von María Jesús Izquierdo können Sie unter diesem Link nachlesen (Spanisch)

Más información:
Die Häuser der Inquisition in Valladolid
Die Inquisition unterhielt zwei Arten von Gefängnissen: die geheimen Gefängnisse, bei denen es unter Androhung der Exkommunion strengstens verboten war, über interne Vorkommnisse zu berichten. Die Gefangenen waren dort bis zur Beendigung ihrer Gerichtsverfahren inhaftiert. Daneben gab es die Bußgefängnisse, in denen die zu Freiheitsstrafen Verurteilten ihre Haftstrafen verbüßten.
Der übertriebene religiöse Eifer erhob sich über die Grundfesten des Verständnisses und der Gnade zugunsten einer vermeintlichen Theologie der Erlösung. Es darf nicht vergessen werden, dass die Inquisition mit der Zustimmung des Papstes die Folter zur Feuertaufe erhob.
Die Inquisitoren waren Mönche und unmittelbare Nachbarn der Nonnen des Klosters von Belén. Dort verbrachten sie ihre Zeit, wenn sie nicht am Gericht oder in den Folterkellern gebraucht wurden. Sie lebten in Häusern, die einst zum Eigentum des Kardinals Pedro González de Mendoza gehörten, und besuchten nicht selten die Gottesdienste in der Kapelle der benachbarten Zisterziensernonnen oder bekamen vielleicht hin und wieder Obst oder Gemüse aus dem Klostergarten. Ihr Arbeitsplatz war das sogenannte Haus der Inquisition, das im Lauf der Jahre in verschiedenen Gebäuden der Stadt untergebacht war. Mit jedem Umzug verbesserte sich die Qualität der Gebäude, was jedoch der Strenge und der Unerbittlichkeit der Inquisitoren keinen Abbruch tat. Statt das Evangelium zu verbreiten, wurden sie zu Erfüllungsgehilfen einer blinden Grausamkeit.
Valladolid erhielt sein erstes „Gericht des Heiligen Offiziums“ (Inquisitionsgericht) im Jahr 1488. Es war zunächst in der Calle Francos Nr. 22 untergebracht. Diese Straße führte von außerhalb der Stadtmauer, im Bezirk San Juan, in die Stadt hinein bis zur Antigua-Kirche (heute Calle Juan Mambrilla). Dort befand sich die Residenz der Adelsfamilie Zúñiga. Später ging das Gebäude in den Besitz der Familie Osorno über. Es ist das heutige „Centro Buendía“, das Kulturzentrum der Universität Valladolid. Die Stadtverwaltung hatte es vor dem drohenden Abbruch bewahrt und es später der Universitát überlassen.
Ursprünglich sollte auf dem Grundstück ein Wohngebäude errichtet werden, dessen Hinterhof an die Gebäude des Plaza de la Universidad angrenzte. Die Renovierung ist nicht rundum gelungen, aber wenigstens konnte der kleine Säulenhof erhalten werden. Hier, in, der ehemaligen Residenz der Familie Zúñiga, verbrachte der Statthalter Álvaro de Luna seine letzte Nacht. Er wurde von Portillo nach Valladolid gebracht, um am darauf folgenden Tag (am 2. Juni 1453) hingerichtet zu werden. Zuvor war er von Álvaro de Zúñiga in Burgos gefangen genommen worden und in einem Prozess ohne jegliche Garantien zum Tode verurteilt worden. Der Dichter Jorge Manrique schrieb Jahre später einen Nachruf in seinen berühmten „Coplas por la muerte de su padre“.
Das Haus, in dem der Statthalter seine letzte Nacht verbracht hatte, ehe er aufs Schafott stieg, war offensichtlich das erste Haus der Inquisition. Jesús Urrea äußert jedoch Zweifel an dieser Version und ist der Meinung, dass es sich nicht um die Residenz der Familie Zúñiga handelte, sondern vielmehr um die Residenz der Grafen von Buendía, daher auch der aktuelle Name. Dieses Gebäude befand sich schräg gegenüber dem Haus der Zúñiga.
Wenig später verlegte die Inquisition ihren Sitz von der Calle Francos in die Calle Pedro Barrueco, heute Fray Luis de León. Matías Sangrador versichert, dass er selbst im Keller des Hauses Zeichnungen und Inschriften der Gefangenen auf Spanisch und Lateinisch gesehen habe, die in den Jahren zwischen 1534 und 1551 entstanden sein müssen. Der heutige Name der Straße beruht auf einem groben historischen Fehler, denn irgendein Gelehrter war der Meinung, dass der Dichter Fray Luis de León in dieser Straße von der Inquisition inhaftiert worden sei. Das war jedoch nicht der Fall. In diesem Gefängnis, dem sogenannten Alten Inquisitionsgefängnis, das an der Ecke der Calle de la Galera stand, war Fray Luis de León nie gewesen. Dagegen war Marina de Guevara, eine Zisterziensernonne, die des Protestantismus beschuldigt wurde, sehr wohl in den Kellern dieses Gefängnisses eingesperrt, ehe sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Sie war eine der letzten Gefangenen, denn ab August wurde das Gefängnis wie auch die geheimen Gefängnisse der Inquisition in das Gebäude von Pedro González de León und Doña María Coronel neben der Pfarrkirche San Pedro verlegt. Das Gefängnis wurde fortan als „Casa de la Penitencia“ bezeichnet. Heute steht auf dem Grundstück des ehemaligen Inquisitionsgefängnisses, das durch einen Brand vollständig zerstört wurde, die Macías Picavea-Schule. Die nahe gelegenen Straßen hießen zu jener Zeit Calle Peña de Francia und Calle de los Moros. Beide fielen dem Brand zum Opfer.
1601 wurden sowohl das Gericht als auch die Inquisitionsgefängnisse nach Medina del Campo verlegt, bis sie im Jahr 1606 wieder nach Valladolid zurückkehrten. Während der französischen Besetzung im Jahr 1809 brannte die „Casa de la Penitencia“ vier Tage lang bis zur völligen Zerstörung. Die Inquisition zog daraufhin erneut um, dieses Mal nur für kurze Zeit. Sie bezog ihr neues Domizil in der Calle Alonso Pesquera, damals noch Calle de Herradores.
In den Gefängnissen der Inquisition starben anonyme Männer und Frauen. Nur wenige Namen sind uns heute bekannt und verdienen einen Ehrenplatz in der Geschichte: Bartolomé Carranza, Fray Luis de León, Marina de Guevara, und Francisco Sánchez el Brocense.
Auszug aus dem Buch Herejes luteranas en Valladolid: fuego y olvido sobre el Convento de Belén, von Asunción Esteban Recio y Manuel González López (Universidad de Valladolid, Ayuntamiento de Valladolid. 2020)


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